Nach der erfolgreichen HCV-Awarenessaktion im Februar in Ulm und dem anschließenden Amtswechsel des Ulmer Oberbürgermeisters lag es auf der Hand, gleich Nägel mit Köpfen zu machen: Lynn und Michael wohnten der Amtseinführung des neuen OB Martin Ansbacher im März bei, schenkten ihm u.a. einen HCV-Testgutschein sowie ein "Kochbuch für die Leber" und saßen letztlich am 14. Mai zusammen mit ihm am runden Tisch des Ulmer Rathauses. Im Vorfeld hatte es bereits einen konstruktiven Austausch mit dem Inklusionsbeauftragten (Referat "Chancengerechtigkeit und Vielfalt") der Stadt Ulm, Herrn Oliver Arnold, darüber gegeben, wie man das Thema Hepatitis lokalpolitisch effektiv in den Fokus rücken könnte.
Auch das Gespräch mit Herrn Ansbacher gestaltete sich sehr vielversprechend. Der OB hatte ein offenes Ohr für die Belange der Opfer des Blutskandals und griff auch das Beispiel unseres Vorbildes "Hepatitisfreies Köln" interessiert und wohlwollend auf. Insgesamt geht es nun darum, zu prüfen, welche Möglichkeiten es für Ulm, um Ulm und um Ulm herum geben kann, sich am Kölner Vorbild zu orientieren und ähnliche Aufklärungs-, Test- und Versorgungsstrukturen zu etablieren (z.B. mit dem "HCV-Bähnle" oder dem "Ulmer Testspatz"...?).
Relevant für Ulm (aber auch andere Städte) als Wissenschaftsstadt ist insbesondere, im Gesundheitswesen tätiges Personal adäquat über HCV (und HIV) sowie allen damit einhergehenden Konsequenzen für die Behandlung und den zwischenmenschlichen Umgang im weitesten Sinne aufzuklären. Im Hinblick auf die gesundheitlich präkere Situation der Betroffenen und die Aussicht auf Zunahme aller verkomplizierenden Faktoren im Alter kommt diesem Bereich unserer Aufklärungsarbeit besondere Bedeutung zu. Immer noch sind mit HIV und/oder HCV infizierte Betroffene auch in der heutigen Zeit auf Basis hartnäckiger Stigmata und Vorurteile Diskriminierungsereignissen ausgesetzt, die ebenso tiefgreifende Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen haben können. Hier ein Bewusstsein zu schaffen, ist immens wichtig für die gesellschaftliche Integration des Themas und der damit in Verbindung stehenden Menschen, die auf ebenjene Offenheit und den Willen, sich zu informieren und fortzubilden, angewiesen sind. Am Ende bedeutet dies nicht weniger als einen dringend benötigten höheren qualitativen Standard in der Versorgung der Opfer des Blutskandals, von welchem aber selbstredend auch alle anderen Personen profitieren könnten.
Wie geht es weiter?
Nach den Kommunalwahlen setzt sich der VOB mit Herrn Ansbacher sowie Herrn Arnold erneut an einen Tisch und bespricht das weitere Vorgehen. Geplant ist zudem, vor jeder Fraktion im Ulmer Gemeinderat vorstellig zu werden. Wir sind sehr gespannt auf den weiteren Austausch und werden berichten!
Lynn und Michi beraten bei der Testaktion im "m25"
"Viel hilft viel". In diesem Falle setzen wir genau darauf: mit viel Aufklärung rund um das Thema HCV viel Aufmerksamkeit auf die Situation der Opfer des Blutskandals zu lenken.
Die Opfer des Blutskandals, die auch heute noch aus Angst vor Stigmatisierung und Ausgrenzung größtenteils unerkannt bleiben wollen, sind allenorts darauf angewiesen, dass zumindest in der Gesundheitsversorgung ein grundlegendes Verständnis von der HIV- und HCV-Infektionsthematik vorhanden ist. Wir mussten schon oft die Erfahrung machen, dass mangelndes Wissen und ein fehlender Blick für das Ganze Betroffenen zum lebensgefährlichen oder gar tödlichen Verhängnis wurde.
Wir als Verein versuchen schon seit Jahren, gegen diese Wissenslücken und gegen Stigmatisierung anzukämpfen, um für die Betroffenen den Weg in eine Zukunft zu ebnen, in der sie sich nicht davor fürchten müssen, ob und wie sie medinzisch aber auch allgemein behandelt werden. Wir sind dabei auf das Mitwirken der Allgemeinbevölkerung angewiesen und versuchen deshalb, mit Gesprächen und Aktionen genau dort anzusetzen, wo es sinnvoll und notwendig ist.
HCV-Tests leisten einen Beitrag zur Erreichung der WHO-Ziele und wir befürworten ausdrücklich jede Strategie der Bundesregierung, diese Ziele auch in Deutschland zu erreichen. Wichtig für uns ist dabei, dass die Betroffenen des Blutskandals bei dieser Awarenessstrategie einen besonderen Fokus erhalten.
Als Ergänzung zu unserer politischen und Aufklärungsarbeit in der HCV-Thematik bieten HCV-Testaktionen eine gute Gelegenheit, mit unserer Thematik in der Öffentlichkeit präsent zu sein und dabei noch einen Impuls dafür zu setzen, wie auch ein kleiner Verein etwas für das großes Ganze tun kann. Und das ist, was wir letztlich fordern und erreichen wollen:
- die Wahrnehmung des großen Ganzen; also HIV UND HCV im Kontext des Blutskandals
- eine Entschädigung aller durch den Blutskandal Betroffenen
- eine aufgeklärte Gesellschaft, in der Betroffene mit HIV und HCV würdevoll leben und alt werden können
Helft auch ihr uns dabei, diese Ziele zu erreichen und profitiert dabei selbst von hilfreichen Informationen rund um die Themen HIV und HCV und ggf. auch durch einen HCV-Schnelltest :)
So sieht er aus: ein HCV-Speichelschnelltest. Er testet (Speichelsensitivität durchschn.: 98,1%; Spezifität: 99,6%) auf Antikörper und kann damit eine akute/manifestierte oder eine bereits ausgeheilte Infektion nachweisen.
Bei positivem Ergebnis sollte IMMER ein Test auf Virusmaterial (HCV-RNA bzw. HCV-Core-Antigen) mittels Blut im Labor durchgeführt werden, um festzustellen, ob tatsächlich eine aktive Infektion vorliegt.
Das ist vor allem deshalb relevant, weil eine durchgemachte HCV-Infektion keinen wirksamen Schutz vor einer erneuten Infektion darstellt. Eine Reinfektion ist jederzeit möglich (sehr häufig bei IV-Drogenkonsum) und impliziert erneute therapeutische Maßnahmen!
Text Lynn Sziklai
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